2030 Notstand in der Gesundheitsversorgung in Thüringen?
01.03.2021 --- Anlässlich der Podiumsdiskussion zum Digitalen Fachtag des IBS (Institut für Berufsbildung und Sozialmanagement) am 25. Februar 2021 hat der VPKT e.V. Sorge um die Gesundheitsversorgung in Thüringen. Es braucht eine gemeinsame Verpflichtung aller Akteure.
Hildburghausen, 1. März 2021 — Wer
pflegt mich im Jahr 2030 in Thüringen? Bereits heute besteht ein Mangel an
Fachkräften im Gesundheits- und Pflegebereich, der sich in den nächsten Jahren
weiter drastisch verstärken wird. Dies schließt sämtliche Berufsgruppen - von
den Pflegekräften über Ärzte und Ärztinnen bis zu den medizinischen
Fachangestellten - ein. Hinzu kommt die alternde Gesellschaft.
Ohne eine Zuwanderung von
Fachpersonal aus anderen Herkunftsländern wird perspektivisch eine gute
Gesundheitsversorgung in Thüringen nicht mehr möglich sein.
Dieses Thema wurde bei dem vom
Institut für Berufsbildung und Sozialmanagement (IBS) organisierten Digitalen
Fachtag am 25. Februar 2021 „Auf Vielfalt eingestellt – Chancen der
Fachkräfteeinwanderung in Gesundheit und Pflege“ diskutiert. Dr. Franka
Köditz, 1. Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Privatkliniken Thüringen e.
V. (VPKT), nahm neben Kirstin von Graefe, Thüringer Agentur für
Fachkräftegewinnung, Diana Lehmann, Mitglied des Landtages und Mitglied im Ausschuss
für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft, und Helge Fischer,
Mitarbeiter des IBS, an der Podiumsdiskussion teil.
Franka Köditz informierte hierbei
über die Petition „Hilferuf aus Thüringen: Anerkennung ausländischer
Berufsabschlüsse muss beschleunigt werden“, die vom VPKT im Sommer letzten
Jahres mit mehr als 1.500 Unterschriften eingereicht worden war. Das Ziel
war und ist (die Petition liegt aktuell noch beim Petitionsausschuss des
Landtags) darauf aufmerksam zu machen, dass nach Meinung der Mitgliedshäuser
die Arbeitsweise des Thüringer Landesverwaltungsamtes bei der Bearbeitung der
Anerkennungsanträge ausländischer Ärzte nicht ausreichend transparent und
effizient wahrgenommen wird (https://petitionen.thueringer-landtag.de/petitions/1881). Dies hat in den letzten drei Jahren dazu geführt, dass sich kaum noch
Ärzte aus Drittstaaten in Thüringen bewerben.
In einem Statement berichtete Michael
Schiffgen, Klinikdirektor der Dr. Becker Burg-Klinik Stadtlengsfeld und
Vorstandskollege von Franka Köditz zusammenfassend über die Erfahrungen aller
Thüringer Kliniken und stellte fest, dass die Vermittlung ausländischer
Ärzte nach Thüringen zum Erliegen gekommen ist.
Schnellere Verfahren in anderen Bundesländern
In anderen Bundesländern gelten
andere Verfahrenswege und das Anerkennungsverfahren kann dort schneller
durchlaufen werden.
Hier verliert der Freistaat Thüringen potenzielle Fachkräfte für Gesundheits-
und Pflegebereiche an andere Bundesländer. Deshalb muss der Arbeits- und
Lebensort Thüringen attraktiver gemacht werden, und dies beginnt nicht zuletzt
beim Anerkennungsverfahren.
Franka Köditz stellte fest: „Die
Aufgabe jetzt ist es, die Aktivitäten der unterschiedlichen Akteure
zusammenzuführen. Die Schaffung einer Willkommenskultur sehen wir als
gemeinsame Verpflichtung. Der VPKT würde es begrüßen, wenn das IBS das Thema
weiter befördern kann und wir sind gern bereit, uns aktiv einzubringen.“